Am Morgen im Hostel
aufgewacht. Es gleicht einem Wunder, ein 8er- Schlafsaal, voll belegt mit
sieben Jungs und mir. Das Faszinierende: Es war ruhig. Die ganze Nacht. Kein
Schnarchen, kein Grunzen, keine Pinkelgänge – Ruhe. Ruhiger als in einem
Mädelszimmer. Ruhig wie auf dem Lande.
Zum Frühstück gab es
Weißwein und Pasta. Micky und ich hatten uns dazu verabredet, da ich ihm am
Abend zuvor abgesagt hatte noch mit rauszugehen. Ich war einfach zu müde. Micky
erzählte mir von seiner Arbeit: Bohrinseln. Zwei Tage später sollte er
aufbrechen nach Teneriffa, nach vier Monaten arbeitsfreier Zeit ging es wieder
auf ein Schiff – für einen vollen Monat Arbeit ohne Pause, zwölf Stunden schufften
am Tag. Er ist auch viel in der Welt herumgekommen, hat kein wirkliches zuhause
und reist zwischen seiner Arbeit in der Welt umher. Ein lieber Kerl, der
verrückt nach Oliven war und meine Pasta liebte, ich den Wein dazu.
Mal wieder etwas
angedüdelt machte ich mich mit meinen mittlerweile sauschweren Bagpack und zusätzlichen
Frontrucksack auf den Weg zum Busbahnhof, zwei Kilometer Fußmarsch in der
Mittagssonne Barcelonas. Die Busfahrt war lange, sieben Stunden fuhr er
Richtung Frankreich, ein Stop in Marseilles, bis nach Lyon. Im Bus ganz hinten
hatte ich mir meinen Platz gesucht, immer wieder gedöst, gegessen, Hörspiele
gehört. Neben mir saß Younes – ein Franzose mit dem ich mich weniger auf Französisch und mehr mit Händen
und Füßen unterhielt. Verdammt was ist mein Französisch eingerostet!
Um uns herum weitere
Fahrgäste. Viele Kids, die nicht still halten konnten und wollten – Quatsch machten
der erheiternd war. Younes versorgte alle mit Getränken und Süßem, verliebte
sich in die kleine vierjährige Chanel die seine ‚amiga‘ wurde. Er hatte keine
Kinder, erzählte mir eine traurige Geschichte aus seiner Vergangenheit, über
die Kriminalität in den Vororten von Lyon und über seine Arbeit auf dem Bau in
Barcelona (soweit ich ihn verstanden habe). Wenn er etwas ganz entzückend und
toll fand, grinste er spitz und sagte ‚C´est ma-gni-fique, ma-gni-fique!‘-Ausgezeichnet.
Heeeerrlich. Wuuuunderschhön!
Um halb neun abends
kam ich letztendlich in Lyon an, wie gesagt – keinen so rechten Plan wie ich
hierher kommen konnte. Was ich hier wollte. Eins wusste ich aber an diesem
Abend definitiv nach sieben Stunden brechend heißer-brechend kalter Bus, Lärm,
Stress: Ich will nur noch ins Hostel und meine Ruhe…Selbstgespräche fangen in
solchen Situationen an. Echt jetzt.
Mit der Metro und ein
Stück zu Fuß, die Überfall-Horrorgeschichten von Younes im Hinterkopf, aber
schnell war es gefunden. Duschen, ab in die Falle, wegknacken.
Donnerstag, 18. Mai
Nach guten elf
Stunden Schlaf (war anscheinend mal wieder bitter nötig), bin ich um halb zwölf
aufgestanden. Ganz easy, langsam, wollte ich den Tag angehen. Auch wenn ich nur
diesen einen in Lyon hatte. Ich steuerte aus dem Hotel raus Richtung Fluß Rhône. Beim Bäcker noch ein Cookie Praline, eine Quiche legume und einen Café au lait eingeheimst. Petit déjeuner, kleines Frühstück am
Flussufer.
Lyon war einst das
Verwaltungszentrum Galliens, später eine Drucker- und Seidenstadt. Eine Handelsstadt,
in welcher sich Händler aus allen Himmelsrichtungen trafen um ihre Geschäfte zu
machen. Schmale, private Durchgänge, die ‚Traboules‘
sind in der Innenstadt vorzufinden. Versteckt, kühl und irgendwie geheim –
nicht leicht zu finden. Die Flüsse Rhône
und Saône fließen durch die Stadt,
finden am Ende zueinander. Die Altstadt zählt mal wieder zum
UNESCO-Weltkulturerbe, es gibt eine Notre Dame und einen Miniatur-Eiffelturm.
Wollen wir vielleicht ein bisschen Paris sein? Womit die Hauptstadt nicht
punkten kann ist die Ruhe die man hier an manch zentralen Plätzen, Gassen und
entlang der beiden Flüsse findet. In Lyon wurde zudem 1900 der Vater des kleinen
Prinzen, Antoine de Saint-Exupéry
geboren.


***On ne voit bien
qu´avec la coeur. L´essentiel est invisible pour les yeux. –
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar***

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar***

Über die Rhône auf der Pont de la Guillotière, vorbei am Place Bellecour (drittgrößter Platz Frankreichs, unnützes Wissen),
über die Saône auf der Pont Bonaparte immer geradeaus Richtung Vieux Lyon, dem Alten Lyon. Hier den
Berg hoch zum römischen Theater und
der Basilika Notre Dame de Fourvière.
Eine schöne Basilika. Alles glänzte und leuchtete. Hinter dem mächtig thronenden Gebäude
gab es einen wundervollen Aussichtspunkt über die Stadt. Hier tummelten sich
schon ein wenig die Menschen, ja und auch die Selfie-Girlies. Versteh ich nicht,
warum man über fünfzehn Minuten lang mit seiner Freundin in verschiedensten
Fratzenposen –sweet lächelnd, nach dem Klick wieder todernst- sich selbst
darstellen muss, oder will. Ich denke an David ‚Enjoy live, fuckin móvil!‘ :-p –
und muss lachen.










Durch einen
Rosengarten runter in das Vieux Lyon, durch
die Straßen spaziert, wirklich schön hier, und zufällig eine Eingangstür zu
einem Traboule entdeckt, reingemopst.
Es war kühl, spannend und irgendwie aufregend, da man nicht so recht wusste wo
man am Ende landet. Wie auf meiner Reise und jetzt plötzlich in Lyon, einem Traboule.
Der Weg führte zu Parallelstraßen, zurück ging es auch ganz leicht. Ohne google maps, ha, Orientierungssinn!

Der Weg führte zu Parallelstraßen, zurück ging es auch ganz leicht. Ohne google maps, ha, Orientierungssinn!

Durch die neue Stadt
zurück. Immer mal wieder an den Fluss gesetzt, Pause gemacht – Sonne eingefangen
und Wind um mich brausen lassen. Dann noch in die Kathedrale. Innen spiegelte sich das bunte Licht der Gläser auf dem Boden wider.
Am Place Bellecour hab ich dann noch am Ende die Statue von Antoine de Saint-Exupéry und seinem kleinen Prinzen, Le Petit Prince entdeckt. Sehr süß wie die beiden da saßen. Musste an Sophie denken, meine liebe Sophie – verliebt in die Worte dieser wundervollen Zitate…

Am Place Bellecour hab ich dann noch am Ende die Statue von Antoine de Saint-Exupéry und seinem kleinen Prinzen, Le Petit Prince entdeckt. Sehr süß wie die beiden da saßen. Musste an Sophie denken, meine liebe Sophie – verliebt in die Worte dieser wundervollen Zitate…


Hier im hippen Hostel
Ho36 gibt es direkt ein hippes
Restaurant dazu. Zum Abendessen gab es einen hippen bunten Teller mit
Aufstrichen und eingelegtem Gemüse, dazu ein Glas Weißwein. Nachtisch: Crème Brulée….jaaaa-es war sehr lecker!


Und da sitze ich, seulement moi am Tisch und es ist in Ordnung. Um mich herum befreundete Gruppen, quatschen, brabbeln auf Französich. Ich freue mich nun immer mehr wieder auf Zuhause, meine Family, meine Freunde und meine Hood. Und dann sind da wieder die Momente in denen ich das Gefühl habe ewig Reisen zu wollen...

***Pour les uns, qui
voyagent, les étoiles sont des guides.***
***Für manch Reisenden sind die Sterne Führer. ***
***Für manch Reisenden sind die Sterne Führer. ***






































