Dienstag, 2. Mai 2017

Bologna II - dolce far niente

Montag, 1. Mai
Ein Tag der seltsam begann, friedlich mit mir und meinen Gefühlen endete.

Irgendwie hatte ich beim aufstehen keine besonders gute Laune, zudem wurde mir bewusst, dass es mein erster offizieller "arbeitsloser" Tag war. Kopfbrummen, spanische Damen die das Bad ewig zum schminken besetzten (es gab hierfür eigentlich noch einen anderen Bereich, aber nein das MakeUp brauchte seinen Platz...), kein Plan für den Tag, Alleinsein-gleichzeitig keine Gesellschaft wollen. In den Park? Wegfahren? Zur Basilika San Lucca laufen (hin und zurück je zwei Stunden)?...
So bummelte ich vor mich hin, ließ mir Zeit. Um 12 Uhr checkte ich dann Züge nach Florenz, Ravenna, Venedig, Padua,...Auch das nahm Zeit in Anspruch. Mir wurde bewusst, dass ich einen netten Tagesausflug nach Venedig hätte machen können-wenn ich eher geplant hätte...hätte hätte Fahrradkette!!!-gab es irgendwann auf und beschloss einfach loszulaufen. Rein in die Stadt und sehen was passiert.

Hab mich durch die mittlerweile etwas vertrauten Gassen treiben lassen, bis ich an den Platz mit dem wohl besten Eis Bolognas kam. Rein, Süßes soll ja gegen miese Laune helfen: und ja- das Eis wirkte und die Sonnenstrahlen und die leichte Brise im Park auch! Das Eis "Alice"(mascarpone con cioccolato fuso) und "Zabaione" waren fabelhaft -
mehr Eiscreme für die Welt!!!
Dann etwa eine Stunde im Park mit Eis, lesen, rauchen, relaxen verbracht,....weitergezogen, weiter durch die Gassen ins Herz der Stadt und in einem netten Restaurant in einer Seitenstraße auf einen café niedergelassen...wieder gelesen, gelesen,...durch süße kleine orange-rote Gassen geschlendert, Menschen beobachtet, Sprachen gelauscht.
Auf dem Weg zurück dann in einen Pizza Snack Imbiss. Es hatte mittlerweile zum Regnen angefangen, auch dort gelesen und anschließend zurück ins Hostel dopa. Dort hab ich mich dann mit einem Tee auf die Couch gelenzt und weitere zwei Stunden gelesen...Neue Gäste sind eingetroffen, nette Gespräche und liebe neue Zimmernachbarn aus aller Herren Länder.

Am Abend bin ich dann nochmal in die Osteria dell Orsa (mittags standen die Italiener massenweise davor), um mich nochmal mit hausgemachter Pasta (Ravioli, gefüllt mit feinstem Ricotta in Tomaten-Basilikumsoße) und Wein zu beglücken. Buch eingepackt (fast zu Ende gelesen).
Am Tisch kam es dann anders, da ich "sola" war, wurde ich zu einem anderen netten Kerlchen der ebenso "solo" zu Abend aß gesetzt. Kamen schnell ins Gespräch, Arjun aus den Staaten (Virginia) mit indischer Abstammung lebt seit drei Jahren in England. Zuvor habe er für die Regierung in Washington gearbeitet, "terrorism fighting"-mehr durfte, konnte und wollte er mir leider nicht sagen. Er hat sich von seinem Job gelöst, macht jetzt seinen Doktor in Geschichte (?!) in Cambridge. In Bologna hat er eine Freundin besucht. Nettes kleines Kerlchen, der eigentlich auch in seinem Kindle lesen wollte. So trifft man auf die unterschiedlichsten Menschen, ganz plötzlich und man erfährt mit jedem Mal so viel mehr über unsere Welt.



Im Hostel zurück gequatscht, gelenzt, das Buch zu Ende gelesen - lange nicht mehr passiert: ein Buch in einem Tag gelesen! Nice.


Am Ende des Tages war ich rundum zufrieden, all die kleinen schönen und unschönen Momente haben mir einen am Ende relaxten Tag beschert. Es gibt immer viel zu tun und zu machen und zu sehen, zu hetzen, zu sputen, zu eilen,...Aber es muss auch einfach die Tage geben an denen man entdeckt ohne zu planen- und sich überraschen lässt.

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